Das Julfest

Jul

Was ist Jul?

Jul bezeichnet die Festivitäten einer Zeitspanne zum Ende des Jahres hin. In dieser Zeit passiert unheimlich viel in der Natur, bei den Menschen und den Göttern. Allem gemein ist das starke Bewusstsein für Geburt und Tod, für Schaffen und Vergehen und für Wachstum und Niedergang. Wie ein Rad dreht sich der Welten Lauf und ebenso geht es auf und nieder mit Leben, Zivilisation und Natur. Zum Ende des Jahres stirbt das Jahr, die Mächte der Dunkelheit, der Stille und der Vergänglichkeit übernehmen die Kontrolle. Beten wir Samhain zu Hel um Gnade, für einen milden Winter, so sind das die letzten Züge in denen es noch einmal schwierig und kalt wird. Am deutlichsten zeigt dies das Bild der Sonnengöttin Sol, die mit ihrem Wagen jeden Tag über den Himmel zieht, stets verfolgt von Skalli, einem der Himmelshunde, Sohn von Hel. Am Ende aller Tage holt Skalli Sol ein und verschlingt sie. Die Sonne scheint nur noch dunkel und kurz aus dem Bauch des Wolfes hervor. Das ist dieselbe Prozession die auch Ragnarök ankündigt. Denn es ist das selbe Schauspiel, das Jahr vergeht, die Welt vergeht… und wird doch wieder geboren. Sol gebirt sowohl zu Ragnarök, als auch zu jeder Wintersonnenwende eine Tochter, die heller scheint als sie selbst und die neue Welt beleuchtet. Nach jeder Nacht folgt ein Tag, dieses Bewusstsein ist der Kern von Jul.

Sol ist/wird Mutter in jenen Tagen, so ist auch Jul die Zeit der Mütter, der Frauen. Sie stehen für Erneuerung, für Halt und Sicherheit in schweren Zeiten und für das geborgene Heim, das Schutz bietet. Die Sinne werden auch auf Verantwortung und Rücksicht gelenkt. Es ist auch Friggs Zeit, der Göttermutter, sie versinnbildlicht das heimische Herdfeuer.

Genau wie Freya, als Göttin der Liebe und Lust verteilt sie Küsse unter der Mistel, die Hoffnung und Glück in unsichere Zeiten bringen. Gleichzeitig ist die Mistel auch ein Zeichen von Vergebung, denn Frigg gestattet der Pflanze zu wachsen, obwohl sie ihren Sohn Baldar tötete.

Nun, so sieht es also in der Zeit aus… Die Welt ist geschwächt, stirbt. Die Götter sind hart getroffen und üben sich in Demut und die Menschen klammern sich an die Röcke ihrer Mütter. In solchen Zeiten beten wir zu Thor. Er ist der einzige Gott der stark und mutig genug ist uns vor den Mächten der Dunkelheit zu schützen. Als Sohn der Erde und Beschützer von Asgard.

Eine schwangere Frau, eine aufrechte Mutter und ein starker Wächter, damit sollte die Welt die Erneuerung meistern können.

Ein weiteres Ereignis in jenen Zeiten sind die Rauhnächte. Die Zeit von der Wintersonnenwende bis zum Julblotz oder auch Julopfer. Odin, Allvater zieht mit den Einherjer über den Himmel auf der Jagd nach einem riesigen Keiler. Von ihnen geht keine Gefahr aus, handelt es sich doch um unsere Ahnen, jedoch sollte man ihnen in ihrer wilden Hatz nicht in die Quere kommen.

Enden tut der Schrecken mit dem oben genannten Julopfer. Nach der Widergeburt und dem allmählichen Erwachen der Sonne und des Lebens bedanken wir uns mit einem Opfer bei den Göttern. Eine große Festivität und die Menschen die zusammen gerückt und demütig auf die helleren Stunden gewartet haben leeren nun ihre Vorratskammern und schenken aus was der Speicher hergibt. Tische und Theken sollen sich biegen, die harte Zeit ist vorüber, nun erfreut euch von der Arbeit eurer Hände, die ihr so sorgsam eingelagert und aufgespart habt.

Auch wenn unsere Zeiten uns schwerlich die Werte und intensiven Eindrücke vermitteln können, die unsere Vorfahren erfuhren, so können wir uns dennoch auf Feingefühl und Besinnlichkeit in diesen Tagen einstellen, denn das tiefe Gefühl dafür liegt in unserem Wesen seid Anbeginn der Zeit. Jul lässt die Menschen zusammen rücken, Gemeinschaft ist so wichtig wie in keiner anderen Zeit und Licht gegen das erstickende Dunkel brauchen wir auch in Zeiten in denen es gar nicht mehr richtig dunkel werden kann.

Hektisch laufen wir herum, doch lasst uns Ruhe finden und diese, in jeder Religion, heilige Zeit in uns aufnehmen.

Juldaten

Der moderne Mensch braucht Daten! Und dieser Bericht steht der Zeit weit hinterher, abgesehen davon das es die unterschiedlichsten Meinungen darüber gibt, wann Jul gefeiert wird, wann die Rauhnächte sind und was an Terminen da tatsächlich zu gehört.

Ich versuche es trotzdem mal aufzulisten.

– Álfablót, 1. November : Das Fest des kleinen Volkes, der Kobolde und Feen die besänftigt werden wollen (Fällt auf das keltische Samhain, ist evtl Samhain)

– Wintersonnenwende Jul, 21. Dezember: Die Julzeit beginnt, die Erde wird dunkel.

– Darauf folgen die 12 Rauhnächte, in denen Odin mit den Einherjer über den Himmel reitet.

– Am letzten Tag der Rauhnächte ist das Frühlingsfest, wenn das Schlimmste sozusagen vorüber ist

Alternativ kann Jul auch an Weihnachten gefeiert werden.

Was kann man tun, wie kann man Jul feiern?

Julbräuche

Es gibt unzählige Bräuche und Traditionen und jeder Mensch kann dir zehn Neue beibringen. Aber hier ein paar Anregungen:

– Álfablót: Stellt Brot, Reste und/oder Milch nach draußen, besänftigt somit das kleine Volk, sonst wird es euch Ärger machen.

– Rauhnächte: Stellt eine Kerze ins Fenster um den Kriegern zu zeigen, das ihr lebendig seit und nicht tot. Hängt keine Laken draußen auf, sie könnten euer Leichentuch werden. Gebt kleine Gaben aus Essen an die Einherjer, um sie für die Hatz zu stärken.

– Jul

  • Der Julbock, eine Anbetung an Thor, der seine Ziegenböcke mit einer Bauernfamilie zum Abendmahl verspeiste und sie am nächsten Tag widerbelebte.

  • Julkranz, wie ein Adventskranz, nur das zur Wintersonnende hin an jedem Sonntag eine Kerze gelöscht wird, statt entzündet. An Jul werden alle Kerzen neu entflammt und eine fünfte dazu angezündet

  • Julbaum, wie ein Weihnachtsbaum. Er steht für die glückliche Ernte im Herbst und den Baum Yggdrasil, an dem alles seinen Platz findet.

  • Schmücken von Zimmer und Haus, wie immer in dieser Zeit. Denkt daran, das Haus muss der warme Mittelpunkt werden, wenn es draußen nur unangenehm ist. Sorgt besser dafür.

  • Der leere Stuhl. Gastlichkeit ist immer eines der höchsten Gebote, so kann es doch der Allvater selbst sein der an die Tür klopft, auch wenn er nach einem armen Bettler aussieht. In der Julzeit ist das bedeutender denn je, denn wir bekommen nicht nur von Nachbarn, Freunden, Bekannten, Fremden Besuch sondern auch von den Göttern selbst. An jeder Festtafel sollte ein leerer Stuhl stehen, für einen unerwarteten Gast oder einen Gott, der sich niederlassen möchte. Vielleicht auch beidem.

  • Freyas Kuss unter dem Mistelzweig meint genau das, was es bedeutet. Hängt einen Mistelzweig auf und gebt euren Liebsten einen Kuss.

  • Essen. Ja, ein wohlklingendes Wort. Und genau so zu verstehen. Der Harte Winter ist vorbei, plündert die Vorratskammern und schlemmt was das Zeug hällt. Schwein steht für Frey und Freya, Gans für Frigga/Frigg und Fisch für Njörd. Außerdem finden sich in diversen Kochbüchern und Seiten Julrezepte, viele davon sind Julleber oder Julbrei.

  • Julklapp. Julklapp ist ein kleines, persönliches Geschenk das heimlich vorbereitet wird und bei der Feier mit lautem Geschrei in den Raum geworfen wird. Es ist allerdings nicht mit dem manischem Geschenkeverhalten der Neuzeit zu vergleichen. Man muss sich nicht zwanghaft ein Geschenk überlegen, darf man gar nicht. Es muss etwas Persönliches sein, Etwas das einem einfällt. Von Schneckenhäusern, über Perlen zu Steinen, nichts von hohem finanziellen Wert.

  • Julfeuer. Entzündet ein Licht, um die Wärme zurück in die Welt zu bringen.

  • Wenn gewünscht können auch Weissagungen und Zukunftseinblicke vorgenommen werden, denn das neue Jahr steht vor der Tür und das Tor zur anderen Welt ist offen.

  • Pflanzt einen Samen, sodass ihr selbst an der Rückkehr der Natur beteiligt seit

 

Die Götter seien mit euch! Eure Rauðka, Walla der Wölfe

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